Seit 1972 begeistern sich Generationen von Kleinkindern und älteren Kindern für das rennrote unverwüstliche Bobby Car. Im Laufe der 1990er Jahre entwickelte sich unter meist männlichen Jugendlichen und Erwachsenen die Idee, Rennen mit dem Bobby Car auszutragen, vergleichbar zu Seifenkistenrennen. Von einer abschüssigen Holz-Startrampe aus wird gestartet. Um die Fahrt frei zu geben, wird eine Holzplatte herunter gelassen. Bald wurden am Bobby-Car Modifikationen vorgenommen, Clubs gegründet, Reglements erstellt und Meisterschaften ausgetragen. Jens Hoppmann, 2010 Bobby Car-Profi, äußerte sich damals in einem Interview zum Bobby Car Sport.
Downhill-Strecken mit Spaßfaktor beim Bobby Car Rennen
Die Strecke ist, da das Bobby Car keinen Antrieb hat, eine Downhill-Strecke. Der Fahrer stößt sich am Start zusätzlich mit seinen Beinen ab, um Schwung zu holen. Andere konstruieren ihr Bobby Car so, dass es im Sitzbereich eine Art Platte gibt, auf der sie eine fast liegende Position wie bei einem Bob einnehmen können. Diese Fahrer starten auch wie die Bob-Fahrer, indem sie mit einem Bein auf der Platte knien und sich mit dem anderen ein paar Mal abstoßen, bis der Schwung ausreichend genug ist, um eine Position ähnlich wie auf einem Bob einzunehmen.
Je nach Gefälle, Kurvenlage und Gewicht des Fahrers werden hohe Geschwindigkeiten erreicht, 60 km/h über 80 km/h bis über 100 km/h sind möglich. Diese Geschwindigkeiten sind aber nur möglich, wenn – man könnte fast schon sagen: Laufradsätze konstruiert werden. Ist genug Geschwindigkeit erreicht, kann das Bobbycar bei der Fahrt auch einen kleinen Gegenanstieg bewältigen, falls dieser in die Strecke eingeplant wurde.
Da das Rennen angemeldet und genehmigt wurde, ist es zur Zeit der Austragung für den Straßenverkehr gesperrt. Um die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern zu gewährleisten, ist die Straße von Sand und Steinchen befreit worden. An den Straßenbegrenzungen sind Bande meist aus Heuballen aufgebaut.
Unten angekommen, wird meist mit den Füßen gebremst. Hierfür ist eine spezielle Technik notwendig. Klar ist, dass Straßensneakers schnell an ihre Grenzen stoßen. Je höher die Startklasse, desto besser die Ausrüstung: Viele starten in Lederkombis mit Sturzhelmen und Handschuhen mit guten Schuhen wie Motorradfahrer.
Bobby Car Rennen mit Fahrtechnik
Je nach Konstruktion des Bobby Cars wenden die Fahrer verschiedene Techniken an. Neben einer möglichst aerodynamischen Bob-Haltung gibt es Fahrer, die sich nur mit dem Rücken nach hinten lehnen oder noch andere, die aufrechter sitzen. Meist wurden auch die Lenker mit einer Erhöhung modifiziert.
Grundlage im Bobby Car Rennen: das Bobby Car!
Es gibt Rennen, die mit nicht modifizierten Bobby Cars ausgetragen werden. Von der Technik des Materials her sind alle Fahrer auf dem gleichen Stand. Niemand hätte Vor- oder Nachteile. Bei diesen Rennen kommt es auf die fahrerische Geschicklichkeit, Körpergewicht und Haltung an.
Für andere Rennen finden wahre Materialschlachten statt. Meistens muss das Original Chassis mit seinen Maßen erhalten bleiben. Die Besitzer tunen ihre Bobby Cars in mehreren hundert Stunden Eigenleistung. Um Fahreigenschaften zu verändern, wird das Bobby Car mit Beton ausgegossen oder mit Bleigewichten beschwert, auch wenn das Original-Chassis für Fahrergewichte von 50 oder 100 kg ausgelegt ist. Roll- und Fahreigenschaften lassen sich verändern. Bei kurvenreichen Abfahrten wird mit Luftgummireifen gefahren, je nach Wetter kann auch der Reifendruck angepasst werden. Andere Fahrer bevorzugen für mehr geradere Abfahrten Vollgummi-Reifen von Longboards. Einige haben mit Skateboard-Bereifung experimentiert. Für einen Satz Reifen mit guten Lagern können Kosten von mehreren hundert Euro entstehen. Manche verändern die Achsen oder drehen die Felgen selbst. Die meisten Fahrer bremsen mit ihren Schuhen, andere Bobby Cars sollen Scheibenbremsen haben. Vor dem Start werden Maße, Gewicht und Technik geprüft. Kinder fahren ohne zusätzliches Bobby Car Gewicht, bei Jugendlichen von 12 bis 16 Jahren darf das Bobby Car nicht über 20 und in der Amateurklasse ab 16 Jahren nicht über 30 kg wiegen, bei den Profis nicht über 40 kg. Es wird geprüft, ob das Reglement eingehalten wurde, so dass alle Fahrer die gleichen Startbedingungen haben.
Manche Bobby Car Rennen sind speziell auf BIG Bobby Car Rennen ausgeschrieben. Andere lassen auch Rutschautos der Konkurrenz zu. Die Rennen und Meisterschaften finden in der Outdoor Saison zwischen März und September statt. Um die Kräfte der Fahrer zu schonen und Zeit zu sparen, werden die Fahrer während der Rennen mit Shuttle-Transportern aus dem Zielbereich in den Startbereich zurück gefahren. Manche Fahrer haben mehrere Durchläufe.
Vor und nach dem Bobby Car Rennen: Das Training
Da Bobby Cars für den Straßenverkehr nicht zugelassen sind, wird auf geteerten Feldwegen trainiert. Hierzu sind vier Fahrer unterwegs. Ein Vereinskollege sichert oben am Start der Abfahrt den Verkehr nach hinten, der andere unten im Ziel nach vorne. Zwei andere Fahrer können dann trainieren. Wahrscheinlich wechseln sie sich mit Streckensicherung, Fahren und den Anstieg hoch laufen ab.
Die Rennen sind, wie vergleichbare Rennen auch (Radrenn-Kriterien, Läufe, Inline-Skaten und Ähnliches), nach Altersklassen geordnet.
Je professioneller, desto wichtiger wird das Training. Die Fahrer müssen über eine gute Stamm-Muskulatur verfügen. Wie alle Rennfahrer müssen sie vorausschauend denken, planen und mit voller Konzentration bei der Abfahrt sein und nicht die Fahrt sich selbst überlassen. Während der Abfahrt finden sie die optimale Linie. Wie ist der Straßenbelag? Glatt oder gröberer Asphalt? Gibt es Rillen oder Schlaglöcher, Unebenheiten, Sand? Wie ist die Kurve, ihr Neigungswinkel, ihr Gefälle? Was passiert im Feld vor mir? Wenn das Chassis in der Abfahrt bei hoher Geschwindigkeit auf dem Asphalt Reibung erzeugt, sprühen schon mal Funken. Manche Fahrer wurden auch schon von ihren Laufrädern überholt.
Wenn die Physik stärker ist
Stürze und Knochenbrüche sind durchaus möglich. Jedoch sagte einer der Fahrer, dass diejenigen, die den Sport professionell betreiben, durch Training im Fahrverhalten, Technik und Körperbeherrschung besser geschult sind und „schlimme“ Stürze nicht so häufig seien.
Die meisten Fahrer trägt es aus der Kurve. Sie werden dann von einem Heustapel ausgebremst oder haben gelernt, sich abzurollen..
Der Reiz am Bobby Car Rennen
Der Antrieb, sich für diesen Spaß oder Sport zu begeistern, ist wie bei allen Sportarten: Die Idee des Bobby Car Rennens ist sicherlich aus Jux entstanden. Dann folgte aber der Adrenalin-Kick, den der Fahrer verspürt, wenn er mit voller Konzentration, der gefundenen Linie und optimalem Kurvenverhalten in die Abfahrt geht, die Geschwindigkeit zunimmt, er Herr der Lage ist und sein getuntes Bobby Car gut steuern kann. Adrenalin pusht den Antrieb, das Endorphin im Ziel ist schnell verflogen – dann will das Belohnungssystem Gehirn mehr davon! So einfach ist das.
Außerdem ist die Szene zwar mittlerweile europaweit vertreten, aber klein. Viele Rennen finden in Deutschland, Österreich oder Luxemburg statt. Die Fahrer kennen sich untereinander, es entstehen Freundschaften. Vor und nach der Veranstaltung wird gemeinsam der Campingkocher oder Ähnliches ausgepackt und Gemeinschaft erlebt.
Der Fun Bobby Car Rennen professionalisierte sich
Was zu Beginn noch Fun unter Gleichaltrigen auf dem Dorf oder in der Kleinstadt gewesen sein mochte, ist zu einem organisierten Sport geworden. Für die Veranstaltungen werden Sprecher engagiert, die die Zuschauer über den Rennverlauf informieren. Es gibt Sponsoren für die Rennen. Die Fahrer erhalten nach Altersklassen gestaffelt auf dem Podium einen Pokal, erwerben sich Gutscheine oder Punkte, die am Jahresende in Prämien umgewandelt werden können. Je nach Veranstaltung tragen die Fahrer Startnummern und werden auf der Strecke von Sportfotografen begleitet.
Teilnehmen kann prinzipiell jeder, der körperlich fit ist. Sein Bobby Car muss dem Reglement entsprechen und er muss über eine entsprechende Kleidung verfügen. Ein Beispiel für ein Reglement ist beim Bobby-Car-Club Altenhain zu finden.
Informationen zu aktuellen Bobby Car Rennen lassen sich mit diesem Suchbegriff leicht bundesweit finden. Einen Überblick bieten zum Beispiel die Angebote des Bobby Car Clubs Altenhain, des
Bobby Car Clubs, des Bobby Car Clubs Michelbach und des Minicart Clubs.
Ein ganz anderer Ansatz wird mit der Motorisierung eines Bobby Cars verfolgt. Es ist damit kein human powered vehicle mehr.